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Es begann mit einer Bussardfeder... -  die Geschichte der Bussard-Tänzer-Riederwald

(Hilde Wecke im Gespräch mit John Leicher - veröffentlicht in "Offene Spielräume" 2/2015)

 

Bei einem Waldspaziergang mit Atanas, einem Jungen vom Abenteuerspielplatz Riederwald, fanden wir einen toten Bussard. Der Junge hatte noch nie einen solchen Vogel aus der Nähe gesehen. In die Trauer und das Mitleid für den toten Vogel mischte sich aber auch Bewunderung für die Schönheit des Tieres, und es entwickelte sich ein Gespräch über die Bedeutung von Federn und Greifvögeln in der indianischen Kultur. Ich erklärte, wie die Indianer mit einem totem Vogel umgehen: die Federn werden aufbewahrt, der restliche Vogel mit einer GabeTabak (der heiligen Pflanze) beerdigt. 

 

Atanas und weitere Kids  wollten mehr darüber wissen, was mit den Federn gemacht werden kann und ich erklärte die Anfertigung einer sogenannten Dance bustle. In der Regel bestehen diese Dance bustle aus einer Reihe von Greifvogel-Federn, die an einem Rückenteil angebracht sind. Mit diesem heiligen Gegenstand wird im Tanz der Vogel geehrt, ihm wird Respekt entgegengebracht. Die Federn sind nicht  schmückendes Beiwerk, es entsteht eine Symbiose zwischen dem Träger der Dance bustle und dem Vogel, von dem die Federn stammen. 

 

Angeregt durch unser Gespräch entstand nun die Idee, aus den Federn eine solche Dance bustle selbst anzufertigen, und aus der Dance bustle wurde schnell mehr…

 

Aus dieser Anfangsidee sind 2008 die "Bussard-Tänzer" entstanden - eine Gruppe von zunächst drei Jungs zwischen acht und elf Jahren. Zu Beginn ist es immer wichtig, daß ein oder zwei Kinder "leader" sind, Einfluss ausüben. Atanas vermochte es, das Interesse anderer aus seinem Freundeskreis und dem Umfeld des Spielplatzes zu wecken. Die Beziehung der Jungs untereinander war ja durch den ASP schon gegeben. 

 

Ich bin in dieser Gruppe der "Stichwortgeber", der sein Wissen und seine Fähigkeiten einbringt, die Kinder anleitet und vermag, Begeisterung zu wecken. Wichtig ist es immer, ein Ziel zu haben - hier: an Pow Wow‘s teilzunehmen. Die Kids wussten ja bereits aus meinen Erzählungen, was dies ist. Und dass es sich nicht um ein Kostümfest oder eine Art Indianer-Karneval handelt, sondern um eine für alle Teilnehmer wichtige und ernstzunehmende Veranstaltung.

 

Die Entwicklung der Bussard-Tänzer hat viel Zeit in Anspruch genommen - seit dem ersten Auftritt 2009 beim Kinder-Kultur-Festival in Frankfurt am Main vor 4.000 Zuschauern bis zur erstmaligen Teilnahme an einem Pow Wow im Frühjahr 2010. Dies war ein beachtlicher Erfolg und ein großen Motivationsschub für die Jungs. Sie sind seitdem regelmäßiger Gast auf großen Pow Wow's und genießen bereits einen gewissen Bekanntheitsgrad in der Pow wow-Szene. Inzwischen sind sie sogar Preisträger bei Tanzwettbewerben.

 

Die Kids sind immer noch mit großer Begeisterung dabei. Sie haben im Laufe der Zeit viel von ihren großen Vorbildern gelernt. Inzwischen ist die Gruppe auf acht Kinder und Jugendliche, zu denen erstmals ein Mädchen gehört, angewachsen.

 

Die Gruppe nimmt einen großen Stellenwert im Leben der Kids ein, wobei die unterschiedlichen Nationalitäten in den Herkunftsfamilien (Bulgarien, vier Jungs haben amerikanische/indianische Wurzeln - Cherokee, Navajo, Ojiebway -, Marokko, Frankreich, Brasilien) nur eine untergeordnete Rolle spielen.

 

Mein Wunsch für die Zukunft: Ich möchte, dass die Gruppe der Bussard-Tänzer so lange wie möglich existiert, dass es gelingt, noch mehr junge Menschen, Kinder, für diesen Weg zu begeistern und dass wir das Frankfurt Pow Wow als feste Einrichtung etablieren können. 

 

 



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